Elon Musk verklagt OpenAI: Konflikt zwischen Gründungsprinzipien und Profit beim KI-Riesen
Anfang 2024 erschütterte eine Nachricht die Tech-Welt: Elon Musk, der bekannte Unternehmer und Mitbegründer von OpenAI, reichte Klage gegen das Forschungslabor für künstliche Intelligenz und dessen Führung ein. Der Vorwurf war schwerwiegend: Musk behauptete, OpenAI habe seine ursprüngliche gemeinnützige Mission verraten und die Gewinnmaximierung über den Nutzen für die Menschheit durch die Allianz mit Microsoft gestellt.

Die Kernvorwürfe: Warum klagt Musk?
Die Klage, eingereicht beim Superior Court in San Francisco, richtete sich gegen OpenAI und seinen CEO, Sam Altman, aus mehreren Gründen:
- Vertragsbruch: Musk behauptete, es habe eine Gründungsvereinbarung gegeben, die festlegte, dass OpenAI als gemeinnützige Organisation operieren und Artificial General Intelligence (AGI) mit Open-Source-Code zum Wohle der Menschheit entwickeln würde. Er behauptete, das Unternehmen habe diese Vereinbarung gebrochen.
- Abweichung von der ursprünglichen Mission: Die strategische Partnerschaft mit Microsoft in Milliardenhöhe und die Tatsache, dass die fortschrittlichsten Modelle (wie GPT-4) Closed-Source sind, seien laut Musk Beweise dafür, dass das Unternehmen von seinem ursprünglichen Weg abgekommen sei. Er beschrieb OpenAI als eine "Closed-Source-De-facto-Tochtergesellschaft" von Microsoft.
- Verletzung der Treuepflicht: Musk warf der Führungsebene vor, ihre eigenen Geschäftsinteressen und die von Microsoft über die ursprünglichen gemeinnützigen Ziele der Organisation zu stellen.
In seiner Klage forderte Musk das Gericht auf, OpenAI zu verpflichten, sich an seine ursprünglichen Prinzipien zu halten und zu verhindern, dass das Unternehmen, Altman oder Microsoft finanziell von der AGI-Technologie profitieren. Er forderte auch eine nicht bezifferte Schadensersatzsumme.
Kontext: OpenAIs Transformation und Musks Rolle
OpenAI wurde 2015 als gemeinnütziges Forschungslabor mit dem Ziel gegründet, sichere und nützliche AGI für die Menschheit zu entwickeln. Elon Musk gehörte zu den Gründern und stellte eine erhebliche Anfangsfinanzierung bereit. Die immense Rechenleistung und das Talent, die für die AGI-Entwicklung erforderlich sind, waren jedoch mit enormen Kosten verbunden.
Dies veranlasste OpenAI 2019 zur Gründung seiner "gewinnbeschränkten" Tochtergesellschaft OpenAI LP. Diese Struktur ermöglichte es dem Unternehmen, externes Kapital, darunter Milliarden von Microsoft, anzuziehen, während (theoretisch) die gemeinnützige Mutterorganisation weiterhin die Mission überwacht und Investorengewinne oberhalb eines bestimmten Niveaus den gemeinnützigen Zielen dienen. Musk war bereits 2018 aus dem OpenAI-Vorstand ausgeschieden, angeblich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Ausrichtung des Unternehmens und Konflikten mit der Führungsebene (insbesondere Altman).
Musk hat seit langem Bedenken hinsichtlich der Gefahren unkontrollierter KI geäußert, und die Klage passte zu diesem Narrativ, obwohl Kritiker vermuteten, dass auch die Marktinteressen seines eigenen KI-Unternehmens xAI (gegründet 2023) eine Motivation gewesen sein könnten.
Die Forderungen der Klage und mögliche Auswirkungen
Musk forderte nichts weniger, als dass OpenAI zur Open-Source-Entwicklung und zu gemeinnützigen Prinzipien zurückkehrt. Dies stellte das aktuelle Geschäftsmodell des Unternehmens und seine enge Bindung an Microsoft grundlegend in Frage. Der Ausgang des Rechtsstreits hätte erhebliche Auswirkungen auf die gesamte KI-Branche haben können, insbesondere im Hinblick auf die laufenden Debatten über die Entwicklung offener versus geschlossener Modelle.
UPDATE: Klage zurückgezogen
Obwohl die Klage erhebliche mediale Aufmerksamkeit erregte und ernste Fragen zu OpenAIs Geschäftspraktiken aufwarf, kam es zu einem unerwarteten Ende des Gerichtsverfahrens. Elon Musk zog seine Klage gegen OpenAI im Juni 2024 zurück.
Vor der Rücknahme hatte OpenAI Musks Behauptungen öffentlich zurückgewiesen und interne E-Mails zitiert, die darauf hindeuten, dass Musk selbst die Schaffung einer gewinnorientierten Struktur zur Beschaffung der erforderlichen Mittel unterstützt und sogar vorgeschlagen hatte, OpenAI mit Tesla zu fusionieren. OpenAI argumentierte auch, dass die offene Freigabe seiner fortschrittlichsten Technologie Sicherheitsrisiken bergen würde.
Musk nannte keinen offiziellen Grund für die Rücknahme der Klage, ein Schritt, der kurz vor einer wichtigen Aktionärsversammlung von OpenAI erfolgte. Obwohl der Rechtsstreit beendet ist, bleibt die Debatte, die er angestoßen hat, über das Gleichgewicht zwischen Profitinteressen, Gemeinwohl und dem ethischen Rahmen für die KI-Entwicklung ein zentrales Thema in der Branche.
Verwendete Quellen (Allgemeine Referenzen):
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Reuters
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Bloomberg
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The New York Times
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The Wall Street Journal
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TechCrunch
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The Verge
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OpenAI Blog